Im Schüleraustausch spielt die Platzierung eine große Rolle. Dabei will nicht nur die Gastfamilie, sondern auch die Schule sorgfältig ausgewählt werden. Je nach Organisation und Programm kann der deutsche Jugendliche auf letzteres teilweise Einfluss nehmen: In einem Beratungsgespräch werden hierfür individuelle Fähigkeiten, Interessen und Stärken des Schülers analysiert, um im Anschluss eine passende – vielleicht sogar eine auf einen bestimmten Schwerpunkt oder nach einem bestimmten Lernkonzept ausgerichtete – Schule zu finden. Aber auch ohne eine gezielte Schulauswahl kann der Jugendliche seinen Schulalltag genau so wie das Zusammenleben mit der Gastfamilie aktiv mit gestalten – zum Beispiel durch die Fächerwahl. Die Frage dabei ist nur: Welche Kurse sollten am Besten belegt werden?

Die nächste Unterrichtsstunde ist... ? (© Dieter Schütz / PIXELIO)
Viele Gastschulen bieten ein spannendes Lehrangebot mit einem breiten Fächerspektrum an. Dementsprechend können – abhängig von der Platzierung bezüglich Gastland, Gebiet, Schule und Klasse – große Wahlmöglichkeiten für den Austauschschüler bestehen. Diese ermöglichen zwar eine individuelle Entfaltung – im ersten Schritt bedeuten sie jedoch Verunsicherung. Dabei werden die Jugendlichen jedoch nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen. Schon in der Vorbereitung können die Organisation und der Schuldirektor Empfehlungen geben. An den meisten ausländischen Schulen gibt es außerdem einen Beratungslehrer, auch Counselor genannt, der die Schüler bei der Gestaltung ihres persönlichen Stundenplans unterstützt. Berücksichtigt werden müssen dabei eventuelle Auflagen aus Deutschland, wobei diese entscheidend darüber sein können, ob der Schüler nach seiner Rückkehr wieder in seine alte Klasse gehen kann, oder ob er das Schuljahr wiederholen muss. Zusätzlich könnte bei der Fächerwahl die Frage bedeutend sein, ob im Austausch ein Abschluss wie das IB oder das HSD erworben werden soll – denn auch dann ist der Schüler an relativ feste Stundenpläne gebunden. Jugendliche, die nach dem Austausch das versäumte Schuljahr überspringen wollen, haben außerdem oft das Gefühl, neben den von Gastschule, Organisation und Heimatschule verlangten Pflichtfächern (häufig Englisch, Mathe, Geschichte und Naturwissenschaft) weitere akademische Fächer wählen zu müssen, um den Anschluss an die deutsche Klasse nicht zu verpassen.
Dabei sollten sie sich klar machen, dass sie sich damit gegebenenfalls einzigartige Möglichkeiten entgehen lassen. Denn wie oft hat ein Schüler schon die Gelegenheit, außergewöhnliche Kurse wie Fotografie, Multimedia, Outdoor Education, Theater, Gesundheit, Japanisch oder Maschinentechnik zu belegen?! Diese Fächer bieten außerdem den Vorteil, eventuelle Interessen vertiefen und damit Vorstellungen über Berufs- und Studienwahl entwickeln zu können, während in Fächern wie Erdkunde oder Bio aufgrund des gänzlich anderen Schulsystems oft ganz andere Stoffe auf einem abweichenden Niveau durchgenommen werden, als in Deutschland. Dementsprechend bedeutet das Belegen von akademischen Fächern nicht zwangsläufig auch, dass der Stoff gedeckt ist, der in der Heimat nachzuholen ist. Und auch ein Abschluss ist nicht unbedingt den exotischen Fächern vorzuziehen – vor allem dann nicht, wenn der Austauschschüler nach seiner Rückkehr sowieso noch sein deutsches (Fach-)Abitur ablegen will.
Für andere Schüler stellen sich diese Fragen gar nicht, weil ihnen entweder von vorneherein ein relativ fester Stundenplan gegeben wird, in dem höchstens noch ein zusätzliches Fach frei gewählt werden darf, oder sie an einer sehr kleinen Schule sind, die nur ein sehr begrenztes Kursangebot bietet. Auch wenn ein Jugendlicher sich eigentlich gerade auf die außergewöhnlichen Fächer gefreut hat und deshalb in solchen Fällen oft erstmal enttäuscht ist, sollte er nicht gleich das Handtuch werfen – schließlich geht es beim Schüleraustausch darum, neue Erfahrungen zu machen und sich auf unbekannte Situationen einzulassen. Vielleicht stellt sich im Nachhinein eine gute Erfahrung ein, wie beispielsweise ein größerer Klassenzusammenhalt durch einen verbindlichen und damit einheitlichen Stundenplan oder den schnellen Anschluss an Mitschüler, weil diese sich für den an einer kleinen Schule besonders auffallenden Austauschschüler interessieren und von sich aus Kontakt aufnehmen. Es gilt also: positiv denken!
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